Reanimieren in der Pflege: So funktioniert die Wiederbelebung

Reanimationen kommen im beruflichen Alltag glücklicherweise nicht allzu oft vor. Aber sie kommen vor. Und wenn, dann ist bei manchen Kolleginnen und Kollegen vor lauter Aufregung das Wissen über die richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen zur Wiederbelebung plötzlich verpufft und die Unsicherheit, etwas Falsches zu tun, groß. Deshalb geben wir dir hier einen kurzen Überblick dazu, wie das Reanimieren in der Pflege ablaufen sollte.

Reanimieren in der Pflege: So funktioniert die Wiederbelebung

Medizinische Notfälle treten gehäuft in Pflegeheimen, Krankenhäusern und überall dort auf, wo ältere und kranke Menschen versorgt werden. In diesen Einrichtungen sind Notfälle und die Durchführung von ersten Maßnahmen im Notfall also vorhersehbar. Dennoch sind viele Pflegekräfte bei Notfällen unsicher. Übrigens nicht nur Berufsanfänger. Doch im Notfall muss schnellstmöglich gehandelt werden. Hier erfährst du, welche Maßnahmen im Notfall zu treffen sind:

Erste-Hilfe-Maßnahmen im Notfall

Bei einem Notfall verschaffst du dir als Ersthelfer:in als Erstes einen Überblick über die lebenswichtigen Körperfunktionen des Bewohners oder Patienten:

  • Kontrolliere das Bewusstsein durch laute Ansprache und leichtes Rütteln an der Schulter.
  • Erfolgt keine Reaktion, rufst du laut um Hilfe.
  • Prüfe dann die Atmung.
    • Ist die Atmung normal, bringe den Betroffenen in die stabile Seitenlage.
    • Ist keine normale Atmung vorhanden, rufe sofort den Rettungsdienst an (Notruf: 112).
  • Beginne dann schnellstmöglich mit der Herzdruckmassage.
    • Gib 30 Thoraxkompressionen und anschließend zwei Atemspenden.
    • Setze die Reanimation durch jeweils 30 Thoraxkompressionen und zwei Atemspenden bis zum Eintreffen des Notarztes fort.

Übrigens: Wie du dich verhalten musst, wenn nicht bekannt ist, ob der Bewohner überhaupt reanimiert werden möchte, lies gerne in unserem Blogbeitrag “Reanimation im Pflegeheim: Was tun im Zweifel?“.

Prüfung des Bewusstseins

Sprich einen bewusstlos erscheinenden Bewohner oder Patieten als Erstes mit zum Beispiel „Wie heißen Sie?“ an. Reagiert er nicht, rüttel ihn leicht an der Schulter, denn eine Schwerhörigkeit kann eine Bewusstseinsstörung vortäuschen. Erfolgt noch immer keine Reaktion, ist der Bewohner oder Patient bewusstlos, und es liegt ein schwerwiegender Notfall vor. Rufe dann sofort und laut um Hilfe.

Prüfung der Atmung

  1. Bringe den Betroffenen ggf. in die Rückenlage.
  2. Beuge bzw. überstrecke den Kopf des Betroffenen nackenwärts („überstrecken“) und hebe das Kinn dabei nach oben.
  3. Beuge nun deine Wange dicht über den Mund und die Nase des Betroffenen. Blicke dabei auf dessen Brustkorb. Atmet der Betroffene, so kannst du dies sehen (Thoraxexkursion), hören (Atemgeräusche) und fühlen (Luftbewegung an deiner Wange). Die Prüfung der Atmung darf maximal 10 Sekunden dauern.
    Pflegefachkräfte und in Erste-Hilfe geschulte Personen (hier unterscheidet sich die Reanimation in der Pflege von der Basisreanimation) sollten den Mund- und Rachenraum des Betroffenen zudem auf sichtbare Fremdkörper inspizieren. Dazu schaust du nach der Überstreckung des Kopfes in den Mund. Entferne sichtbare Fremdkörper mit dem Finger oder einem Absauggerät.

    1. Ist die Atmung normal, führe eine stabile Seitenlagerung durch.
    2. Atmet der Betroffene nicht oder nicht normal, informiere den Rettungsdienst mittels Notruf.

Notruf

Atmet der Betroffene nicht oder nicht normal, informierst du den Rettungsdienst mittels Notruf (112). Bist du allein und ohne Smartphone, musst du dazu evtl. den Betroffenen für kurze Zeit allein lassen.

Herzdruckmassage

Steht fest, dass der Betroffene bewusstlos ist und nicht oder nicht ausreichend atmet, beginnst du mit der Herzdruckmassage (Thoraxkompression):

  • Bringe den Betroffenen auf eine harte Unterlage (z. B. Reanimationsbrett, Fußboden).
  • Entkleide den Brustkorb des Betroffenen, um den richtigen Druckpunkt für die Herzdruckmassage zu finden: Der Druckpunkt befindet sich bei Erwachsenen in der Mitte des Brustkorbs.
  • Knie dich in Brustkorbhöhe seitlich neben dem Betroffenen.
  • Lege den Handballen der einen Hand auf den Druckpunkt und den anderen Handballen auf den Handrücken der unteren Hand.
  • Drücke nun den Brustkorb mit gestreckten Armen 5 bis 6 cm tief ein. Lasse dann den Druck vollkommen weg, damit sich das Herz wieder mit Blut füllen kann. Lass deine Hände dabei auf dem Brustkorb.

Entscheidend beim Drücken ist der Takt, den du dafür wählst. Die nötige Frequenz sollte etwa 100 bis 120-mal pro Minute betragen, dazu müsstest du also etwa zweimal pro Sekunde drücken. Die ideale Frequenz für eine Reanimation gibt zum Beispiel “Stayin’ Alive” vor. Aber auch “Dancing Queen” von Abba oder “Like A Prayer” von Madonna helfen beim Reanimieren in der Pflege.

Herzdruckmassage und Atemspende erfolgen im rhythmischen Wechsel. Beginne bei Erwachsenen grundsätzlich mit der Herzdruckmassage. Das empfohlene Verhältnis beträgt 30 : 2. Auf 30 Thoraxkompressionen folgen zwei Atemspenden.

Mund-zu-Nase- / Mund-zu-Mund-Beatmung

  • Überstrecke den Kopf des Betroffenen.
  • Verschließe bei der Mund-zu-Nase-Beatmung den Mund. Drücke dazu deinen Daumen auf die Unterlippe des Betroffenen in Richtung Oberlippe. Tust du das nicht, kann die eingeblasene Luft entweichen. Bei der Mund-zu-Mund-Beatmung wird die Nase mit Daumen und Zeigefinger der auf der Stirn liegenden Hand verschlossen. Gleichzeitig wird das Kinn nach oben gezogen, um die Atemwege freizuhalten.
  • Blase deine Ausatemluft eine Sekunde lang vorsichtig in die Nase oder den Mund des Betroffenen ein. Hole seitlich Luft, so dass du dabei den Thorax beobachten kannst. Machst du alles richtig, hebt und senkt sich der Brustkorb des Betroffenen.
  • Setze die Beatmung nach deinem eigenen Atemrhythmus fort (also etwa 12-mal pro Minute).

Die Beatmung muss so lange fortgeführt werden, bis der Betroffene wieder selbst atmet oder ein Notarzt eintrifft.

Ein-Helfer-Methode

Bist du allein, beginne die Reanimation mit 30 Thoraxkompressionen und führe anschließend zwei Beatmungen durch.
Behalte diesen Rhythmus bei, bis der Rettungsdienst eintrifft. Die Ein-Helfer-Methode ist sehr anstrengend. Deshalb solltest du möglichst schnell Verstärkung dazu holen (z. B. durch den Hilferuf).

Zwei-Helfer-Methode

Bei der Zwei-Helfer-Methode beatmet ein Helfer, während der andere, die Herzdruckmassage durchführt. Auch hier ist das Verhältnis 30 : 2. Da die Herzmassage sehr anstrengend ist, sollten sich die beiden Helfer:innen nach jeweils 2 Minuten abwechseln.

Die geglückte Wiederbelebung erkennst du daran, dass die Atmung einsetzt und der Puls am Hals tastbar wird. Die Hautfarbe des Reanimierten sollte sich normalisieren und die Pupillen klein werden.

Spezielle Aspekte der Reanimation in der Pflege

In der Pflegeumgebung gibt es einige spezifische Überlegungen bei der Durchführung von Reanimationsmaßnahmen:

  1. Respektvolle Kommunikation: Kommuniziere mit der betroffenen Person und ihren Angehörigen auf einfühlsame Weise. Erkläre, was du tust.
  2. Beistand und Beruhigen: Versuche, dem Betroffenen das Gefühl der Angst und des Alleinseins zu nehmen. Beruhigung und Beistand sind auch dann erforderlich, wenn der Betroffene keine Reaktionen mehr zeigt. Seine Wahrnehmung kann nämlcih dennoch erhalten sein.
  3. Körperliche Belastung: Die Durchführung von Herzdruckmassage erfordert Kraft und Ausdauer. Denke daran, dich regelmäßig abzuwechseln, um Erschöpfung zu vermeiden.
  4. Dokumentation: Alle Maßnahmen, Medikamente, Notruf- und Eintreffzeiten sind (nachzu-)dokumentieren.

Regelmäßige Schulung und Vorbereitung auf das Reanimieren in der Pflege

Erste-Hilfe-Kenntnisse, einschließlich der Reanimation, sollten nicht nur einmal erlernt werden. Regelmäßige Schulungen und Auffrischungskurse sind entscheidend, um sicherzustellen, dass wir im Ernstfall angemessen handeln können. Das hat der Gesetzgeber erkannt: gemäß § 132 SGB V sind Pflege- und Pflegefachkräfte im Abstand von zwei Jahren zur Fortbildung in Erster-Hilfe verpflichtet.