Pflegekammer Berlin. Vor- und Nachteile und aktueller Stand.

In den letzten Jahren wird vermehrt über die Einrichtung von Pflegekammern in verschiedenen Bundesländern diskutiert. Auch in Berlin gibt es seit einigen Jahren eine Debatte über die Einführung einer Pflegekammer. In diesem Blogbeitrag wollen wir die Vor- und Nachteile einer solchen Kammer für Pflegekräfte beleuchten und einen Blick auf den aktuellen Stand in Berlin werfen.

Pflegekammer Berlin. Vor- und Nachteile und aktueller Stand.

Was ist eine Pflegekammer?

Eine Pflegekammer ist eine berufsständische Organisation, die die Interessen von beruflich Pflegenden vertritt und sich für die Weiterentwicklung des Pflegeberufs einsetzt. Pflegekammern kümmern sich damit vor allem um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege, die Sicherung der Qualität in der Pflege und die Förderung der beruflichen Entwicklung. Dabei ist die Kammer unabhängig von Arbeitgebern, Gewerkschaften und politischen Parteien. In einigen Bundesländern gibt es bereits eine Pflegekammer, in anderen wird noch darüber diskutiert, in anderen widerrum wird es nie eine geben.

Vorteile einer Pflegekammer

Zu den Vorteilen, die eine Pflegekammer mit sich bringt, gehört unter anderem eine bessere Wahrnehmung der Pflegeberufe in der Gesellschaft. Durch eine Pflegekammer können Pflegekräfte ihre Interessen besser vertreten und sich mehr Gehör verschaffen. Zudem können sie sich untereinander besser vernetzen und voneinander lernen. Eine Pflegekammer kann auch die Aus- und Weiterbildung von Pflege- und Pflegefachkräften verbessern und dadurch die Qualität der Pflege insgesamt erhöhen.

Nachteile einer Pflegekammer

Allerdings gibt es auch Nachteile, die eine Pflegekammer mit sich bringt. Eine Kammer würde für Pflegekräfte zusätzliche Kosten bedeuten, da sie Mitgliedsbeiträge zahlen müssten. In diesem Zusammenhang gab es bereits Riesen-Zoff um die Pflegekammer in Schleswig-Holstein, die Lobby-Arbeit für rund 27.000 Pflegende in diesem Bundesland machen soll. In Schleswig-Holstein lehnen sehr viele Pflegekräfte die Kammer ab. Eine Mitgliedschaft ist dennoch Pflicht, für eine Einrichtung, die politisch nichts bewegen kann. Und das für einen Jahresbeitrag, der im Schnitt 119 Euro kostet. Ähnlichen Widerstand aus den Reihen der beruflich Pflegenden gab es in anderen Bundesländern.

Zudem gibt es Bedenken hinsichtlich der tatsächlichen Unabhängigkeit einer solchen Kammer, da sie von politischen Einflüssen abhängig sein könnte. Auch die Frage nach der Vertretung aller Pflegeberufe stellt sich, da eine Kammer nur für eine bestimmte Berufsgruppe eingerichtet werden kann.

Glaubt man einer Umfrage unter beruflich Pflegenden, so möchte die überwiegende Mehrheit keine Pflegekammer.

Pflegekammer Berlin – aktueller Stand

In Berlin läuft nicht immer alles glatt. Man denke nur an den Flughafen, den Hauptbahnhof, die letzten Wahlen… Auch bei der Berliner Pflegekammer läuft es nicht so, wie es laufen sollte. Aktuell bleibt offen, ob die Einrichtung einer Pflegekammer Berlin in den Koalitionsvertrag von SPD und CDU überhaupt aufgenommen wird. Im Vorfeld der Wahlen hatte sich zwar die Berliner CDU klar für die Etablierung einer Pflegekammer in der Hauptstadt ausgesprochen. und dafür einen eigenen Gesetzentwurf eingereicht. Der Berliner Senat hat diesen jedoch abgelehnt.

Abgesehen davon ist der Widerstand gegen eine Zwangsverkammerung der Pflege auch in Berlin sehr breit aufgestellt. Er reicht von der Gewerkschaft ver.di, die Wohlfahrsverbände Caritas, AWO, Paritätischer, Rotes Kreuz, Diakonie bis hin zum bpa.

Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass die Einrichtung einer Pflegekammer Vor- und Nachteile hat und gut abgewogen werden muss. Es ist wichtig, dass die Interessen und Bedürfnisse von beruflich Pflegenden berücksichtigt werden und dass eine Kammer tatsächlich unabhängig ist. Aktuell ist der Nutzen, den eine Pflegelkam­mer mit sich bringt, um­strit­ten. Sie übernimmt kaum wichtige Aufgaben für einen relativ hohen Mitgliedsbeitrag. Wir werden die Entwicklung in Berlin weiter verfolgen und euch auf dem Laufenden halten.